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Unterhaltungsmekka Myrtle Beach

Piratengeschichten − Unsere Fahrt entlang der Küste Richtung Norden geht weiter. Etwa auf halbem Weg zwischen Georgetown und Myrtle Beach liegt Murrells Inlet, welches auch den Beinamen «Seafood Capital of South Carolina» trägt. Wir sind jedoch nicht zum Essen hier, sondern wollen lediglich die Sumpflandschaft der kleinen Bucht bewundern. Das Landschaftsbild wechselt mit den Gezeiten. Während der Flut ragen nur kleine Inseln, welche mit Schlickgras überwachsen sind, aus dem Wasser. Zweimal täglich zieht sich bei Ebbe das Wasser zurück und hinterlässt ein Watt. Die Bucht bietet Lebensraum für viele Tiere. Man findet hier Krabben, Muscheln, Garnelen (Shrimp), Austern und die Laichgründe von Meeresfischen. Dieses grosse Futterangebot zieht wiederum Vögel wie Pelikane, Reiher, Enten und Eisvögel an.

Ein etwa 600 m langer Holzsteg und Pier führt dem Wasser entlang und gewährt freie Sicht auf die Bucht. Bei unserem Besuch herrscht Flut. Nebst ein paar Pelikanen und Enten treffen wir auf eine Figur, die wahrscheinlich den berühmt-berüchtigten Piraten Blackbeard darstellen soll. Die Legende sagt, dass Blackbeard hier einmal einen Kameraden zurückgelassen und mit der Aufgabe betraut hat, auf mehrere Kisten Rum aufzupassen. Als Blackbeard zwei Jahre später zurückkehrt, findet er nebst den Knochen seines Gefährten nur noch leere Rumflaschen vor.

 

Andere Welt − Nach dem erholsamen Zwischenhalt nehmen wir die restlichen Kilometer bis nach Myrtle Beach unter die Räder. Obwohl nur etwa 20 km nördlich gelegen ist Myrtle Beach in keiner Weise mit Murrells Inlet zu verlgeichen. Myrtle Beach ist eine der bliebtesten Feriendestinationen der Amerikaner im eigenen Land. Von Frühling bis Herbst ist der Ort oft hoffnungslos überlaufen. Während der «Spring Break» (Frühlingsferien der Studenten) wird Myrtle Beach von tausenden von Studenten heimgesucht, um Party zu feiern. Wie es dabei abgeht, wollen die Eltern zu Hause lieber nicht wissen. Alkohol, Drogen und Sex sind wohl die häufigsten Begleiterscheinungen an diesen Feten.

Wir wandern ein Stück dem Sandstrand entlang und stellen fest, dass der Massentourismus hier typische Spuren hinterlassen hat. Grosse, hässliche Betonbauten ziehen sich der Küste entlang. In ihnen sind hauptsächlich Hotels untergebracht. Nebst Unterkünften bietet Myrtle Beach mit Restaurants, Bars, Clubs, Vergnügungsparks, Shoppingmalls, Sportanlagen, über 100 Golfplätze etc. alles was das Touristenherz begehrt. Wir lassen uns für einen Nachmittag von dieser oberflächlichen und künstlichen Welt vereinnahmen. Spielen eine Partie Minigolf und schlendern durch die Anlagen des «Broadway at the beach» (liegt komischerweise nicht direkt am Strand). Der Komplex ist rund um einen künstlichen See angelegt und beinhaltet 20 Restaurants, 100 Läden, 11 Nachtklubs, 3 Hotels und verschiedene Unterhaltungsmöglichkeiten wie zum Beispiel ein Imax-Kino, Wasser- und Themenparks, Autorennstrecken für jedes Alter, ein Aquarium und vieles mehr. Damit nicht genug... unterschiedliche Architekturstile lassen uns in verschiedene Welten eintauchen. Die Hauptzielgruppe dieses Unterhaltungszentrum sind wohl Paare mit Kindern. Wir können uns ausmalen, wie viel Geld eine Familien hier pro Tag liegen lässt. Wir beschränken uns aufs Schauen und kommen deshalb ohne Auslagen durch. Auch im Fotofachgeschäft können wir Stativen und verschiedenem Zubehör widerstehen. Erst im Tanger Outlet schlagen wir zu. Markus ersteht ein paar Bürohemden (der Berufsalltag rückt leider näher). Mit dem Kauf erhalten wir drei Bons von jeweils $ 5.− , die wir in den drei angrenzenden Geschäften einlösen können. Wow, so macht shoppen echt Spass. Dank den Vouchern kommen ein paar Socken, ein Gurt und ein Trägershirt dazu. Da liegt am Abend nur noch ein Nachtessen im Wendy’s und eine Übernachtung auf dem WalMart Parkplatz drin.

 

The worst − Am nächsten Morgen fahren wir durch North Myrtle Beach und weiter bis kurz vor der Grenze zu North Carolina. Hier verlassen wir die Küste, obwohl diese in North Carolina sehr schön sein soll. Aber uns bleiben nur noch wenige Tage bis zur Heimreise und ein paar davon möchten wir gerne bei Chris’ und Jodi’s Sohn Ryan und dessen Familie im Landesinnern verbringen. Wir biegen also auf den State Highway 9 ab und fahren nach Dillon, wo wir kurz darauf die Staatsgrenze überfahren. Im Welcome Center von North Carolina ergattern wir ein Voucherheftchen mit vielen Verbilligungscoupons. Einen davon lösen wir in Fayetteville ein, wo wir in einer Econolodge $ 25.− Ermässigung auf eine Übernachtung kriegen. Für das Essen im Ruby Tuesday fehlt uns zwar ein entsprechender Coupon, aber dieses Restaurant ist uns das Geld wert. Wir fragen uns, wie das Ruby Tuesday wohl im Vergleich zu jenem Restaurant abschneiden würde, welches wir heute am State Highway 9 passiert haben. Dort hat ein Schild am Strassenrand mit folgendem Spruch um Gäste geworben: «The worst BBQ Chicken». Ob diese Werbestrategie wohl aufgeht? Immerhin mal was anderes als das sonst so typische «the best», «the oldest» oder «the biggest».

Am Abend schauen wir uns im Motelzimmer die Fernsehserie «Survivor» an (ähnlich wie Robinson). Die letzte Folge haben wir vor ein paar Wochen bei Kathy und Wayne in Florida gesehen. Da sind wir natürlich gespannt, wer von den Kandidaten noch dabei, respektive rausgeflogen ist.